Interview mit Jason „Jim“ Boiler und Klaus Bergmaier von der
Gruppe „DOORS EXPERIENCE“, die mit ihrem Doors-Tribute-Programm seit
geraumer Zeit in aller Munde ist und mit den täuschend originalgetreuen
Doors-Shows und ihrer Website http://www.thedoors.at/ ein ungeheures Revival der
ersten „dunklen“ Rockgruppe der Welt ausgelöst hat.
Darkstar: Wie
seid ihr auf die Idee gekommen, ein reines Doors-Programm zu
machen?
Jason: Ich bin schon lange von Jim Morrison und des Doors
fasziniert gewesen und hatte in meinen Bands in denen ich Bass spielte
immer wieder Doors-Songs im Programm, die beim Publikum sehr gut
ankamen, sodass es ständig Nachfrage nach weiteren Doors-Songs gab. Und
ich wollte nicht immer nur „Light My Fire“ machen.
Klaus: Dazu
muss freilich noch gesagt werden, dass Jason stimmlich sowie optisch
eine große Ähnlichkeit mit Jim Morrison hat, die uns total verblüfft
hat. Als sich Jason dann auch noch mit der Mimik und Gestik von Morrison
intensiv auseinandergesetzt hat, war die Illusion perfekt, und wir
wussten, dass wir das den Leuten nicht vorenthalten
wollten.
Darkstar: Wie reagieren eigentlich eingefleischte
Doors-Fans auf Euer Programm?
Jason: Erstaunlich positiv,
sicherlich gibt’s ein paar Puristen, die damit nicht viel anfangen
können. Aber wir bemühen uns wirklich, die Sache so originalgetreu wie
möglich wirken zu lassen, und das wird auch von den echten Doors-Fans
honoriert. Außer per Video können die Leute ja keinen direkten Vergleich
ziehen, die letzte echte Doors-Show ist über 30 Jahre her. Mir wäre auch
das Original lieber, aber ein Abend mit THE DOORS EXPERIENCE ist halt
schon wesentlich mehr als ein Video oder eine Platte. Die Reaktion des
Publikums gibt uns recht.
Klaus: Wenn du heutzutage von einem
Rockkonzert im herkömmlichen Sinn nach Hause gehst, dann sagst du dir:
„War echt super, endlich wieder mal ordentlich abgetanzt!“ Danach legst
du dich nieder und das war´s dann auch schon. Nach einem
DOORS-EXPERIENCE-Konzert aber gehst du nach hause und fragst dich: „Was
war das? Ein Trip zurück in die 60-er nach L.A.? Und wer ist der Kerl da
oben der da singt? Sieht aus wie Morrison, bewegt sich wie Morrison und
singt auch noch wie Morrison und dazu dieser mystische Doors-Sound. Das
geht einem derartig unter die Haut, dass man sich der eigenartigen
Faszination dieser Band einfach nicht entziehen kann!“
Jason: Das
macht aber eben genau den Unterschied zu anderen Rock-Bands aus. Wir
hinterlassen stets einen länger anhaltenden und auch bleibenden Eindruck
beim Zuhörer. Da ist schon so etwas wie eine Art Magie zwischen uns und
dem Publikum zu spüren, wenn der Funke aufs Publikum richtig
überspringt. Die Leute sind solche Live-Konzerte eben heutzutage nicht
mehr gewohnt, und genau das gefällt ihnen aber so daran, denke ich
mal.
Darkstar: Das kann ich mir vorstellen, Ihr hattet ja im
Vorjahr sehr viele Auftritte. Geht’s heuer so weiter?
Klaus: 2001
war als 30. Todesjahr von Jim sicherlich ein gutes Jahr, um so ein
Projekt zu realisieren. Aber wir entwickeln uns ja auch weiter indem wir
laufend versuchen, andere Doors-Songs ins Programm zu nehmen, die sich
die Fans wünschen oder die uns selbst am Herzen liegen.
Jason:
Natürlich gibt es sehr viele verschiedene Publikumswünsche, die wir gar
nicht alle erfüllen könnten, wollten wir nicht eine Sechsstunden-Show
abliefern. Aber es macht uns selbst auch Spaß, immer wieder was Neues zu
bringen. Vor allem haben wir auch jetzt einen neuen Gitarristen, René
Galik, der die Sachen unheimlich schnell einstudiert. Die Gitarrenparts
sind ja nicht gerade einfach. Auch unser Drummer Christoph Zauchinger
musste seine ältesten Trommeln hervorkramen und lange herumstimmen und
experimentieren, um den Schlagzeug-Sound der späten Sechziger
hinzukriegen.
Klaus: Die Schwierigkeit besteht vor allem darin,
nicht nur den Spielstil der Doors umzusetzen, sondern auch den Sound.
Ich hab zum Beispiel das Glück eine alte Orgel aus den 70ern zu haben,
die ich mal von Ronnie Urini gekriegt hab. Auf der hat in den 80ern
sogar Mars Bonfire gespielt, der Komponist von „Born To Be Wild“ – und
der ist wiederum aus L. A.. Meine Orgel ist also ein Instrument mit
Geschichte, und genau das braucht es für dieses Projekt.
Jason:
Ja, und dann verwendet Klaus noch ein Fender Rhodes E-Piano. Die Doors
hatten zwar live immer nur die Orgel mit, aber für Sachen wie „L. A.
Woman“ und vor allem „Riders on The Storm“ ist das Rhodes unerlässlich.
Ich krieg selber jedes Mal eine Gänsehaut beim Solo von „Riders“, und
das Publikum tanzt sich in Trance.
Darkstar: Ihr habt ja auch
einen Bassisten, den die Doors live nicht hatten. Warum?
Klaus:
Auch das ist eine zusätzliches Qualitätsplus. Live hat Ray Manzarek bei
den Doors immer den Bass mit der linken Hand gespielt. Im Studio war
aber nahezu immer ein Sessionmusiker dabei, der den Bass spielte. Bei
vielen Songs, vor allem bei den späteren Doors-Songs, die komplexere
Arrangements hatten, versuchen wir uns eher an die Studioversionen zu
halten als an die Live-Versionen, einfach weil es besser klingt.
Ausserdem können wir den Leuten Songs bieten die die Doors niemals Live
gespielt haben, wie z.B. „L.A. Woman“ oder „The Changeling“ und noch
einige andere mehr.
Jason: Ich bin ja selbst auch Bassist, aber
es wäre wohl nicht sehr angebracht, wenn ich Jim mit einer umgehängten
Bassgitarre verkörpern würde. So haben wir Peter Adametz gefragt, einen
lieben Freund, den wir schon sehr lange kennen. Er macht seine Sache
hervorragend und ist außerdem der Webmaster unserer Homepage http://www.thedoors.at/
und leistet auch dort ganze Arbeit.
Darkstar: Die hab ich schon
gesehen, ist ja sehr informativ. Und die Fotos sehen wirklich gut aus.
Aber nun sagt mal, was sind denn die Highlights eures
Programms?
Jason: Das wechselt. „When The Music Is Over” ist ein
Titel, bei dem die Stimmung an einem Höhepunkt ist, und den wir
wahrscheinlich auch am besten von allen rüberbringen. Aber auch „The
End“ kommt gut. Es sind wohl am ehesten die Sachen, bei denen Musik und
Theatralik auf einer Ebene stehen. Ein Effekt, auf den Jim Morrison und
die Doors auch immer bauten, war einfach der, auch eine Art Musiktheater
zu inszenieren. Die Doors haben es damals ´67 geschafft, Musik mit
Poesie zu verschmelzen. Das macht sie einfach so einzigartig und so
zeitlos unbegrenzt populär in der Geschichte der
Rockmusik.
Klaus: Doors-Musik ist ja generell sehr theatralisch,
und wir arbeiten viel mit Dynamik, das löst natürlich auch in den
ZuhörerInnen eine Vielfalt an Emotionen aus.
Jason: Aber auch Abtanz-Nummer wie „Hello I Love You“ und
„L. A. Woman“ sind eine große Bereicherung. Du darfst nicht vergessen,
das alles ist ja Musik, die Du heute in keinem Radiosender hörst und
live ebenfalls so gut wie nie wo zu hören kriegst. Wir schließen da
schon eine große Lücke.
Darkstar: Seid ihr selbst auch Doors-Fans
oder hört ihr auch andere Musik?
Jason: Klar bin ich ein
Riesen-Fan von Jim und den Doors, ich hab mich ja auch Jahre meines
Lebens damit befasst. Aber natürlich höre ich auch andere
Musik. Eigentlich bin ich ja auch ein Jazzrock-angehauchter Bassist
mit einer Affinität zum schwarzen Funk. Aber nichts ist für mich so
ausdrucksstark, wie die Musik der späten 60er und frühen 70er
Jahre.
Klaus: Mir geht’s genauso, ich hab ja eine Riesensammlung
von ein paar Tausend CDs, da sind die Doors nur ein kleiner Anteil, aber
ich hab alles über sie gelesen, was mir zwischen die Finger kam, sie
sind von ihrer Geschichte her sicherlich eine der interessantesten Bands
überhaupt.
Jason: Außerdem ist ja da auch die dunkle Seite an den
Doors, vor allem bei Jim. Drogen, Alkohol, die Einsamkeit, das
Nichtverstandenwerden. Die Leute haben in Jim Morrison ja damals nur das
gesehen, was sie sehen wollten, daran – und natürlich am Alkoholismus -
ist er zerbrochen. Zu schnell zu berühmt geworden, und dann wusste
keiner wie damit umgehen. Jim sah sich ja immer als Dichter, die jungen
Fans wollten in ihm aber nur den gutaussehenden Rocksänger. Viele
vergaßen aber auch, dass unter dem manchmal exzessiv-ausschweifenden
Rockstar ein sehr sensibler und subtiler Charakter, ein enorm belesener
und intelligenter Mensch steckte, der sich für den „Kick“, Kunst zu
machen und sich damit Anerkennung zu verschaffen, im Endeffekt selbst
zerstörte.
Klaus: Thematisch waren die Doors so ziemlich die
ersten, die sich mit dem Dunklen, Bösen, den Schattenseiten, dem
Unterbewussten auch in Ihren Songs befassten. Die eigenwillige Musik,
die Elemente aus Blues, Rock, Jazz, Latin, ja sogar Country und
natürlich Klassik natürlich ineinander greifen lässt, tat ein Übriges zu
dem bleibenden Eindruck, den die Doors auf die Musikwelt
hinterließen.
Darkstar: Was sind heute Eure Ziele mit dieser
Musik?
Jason:
Keine leichte Frage! Ich denke, es ist eine Musik, die auch heute noch
von vielen entdeckt werden will. Daran wollen wir einfach mitwirken. Das
ist, denke ich, schon ein großes Ziel. Abgesehen davon, dass wir diese
Musik gerne spielen, weil sie für uns und das Publikum jedes Mal aufs
Neue eine Herausforderung darstellt. Wer sich auf die Doors einlassen
möchte, kann das bei unseren Konzerten gerne tun. Wir selbst tun es
jedes Mal und wurden bisher noch nie enttäuscht.
Ich glaube einer
der besten Aussagen, die Jim jemals in seinem Leben getätigt hatte
war: „When the music is your special friend Dance on fire as it
intends Music is your only friend, until the end, until the
end!“ Damit hat er meiner Meinung alles gesagt, wofür ein wahrer
Musiker steht.
Darkstar: Danke für das Interview. Weitere
Informationen gibt’s ja ohnehin immer aktuell auf der Homepage der DOORS
EXPERIENCE http://www.thedoors.at/
Jason: Genau! Also, wer
mal endlich einen Trip zurück in die Sechziger „schmeißen“ will, mit
allem was dazugehört, sollte sich ein DOORS EXPERIENCE-Konzert auf
keinen Fall entgehen lassen!
all photos (c) by waltraud
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